Eine Darmsanierung ist für viele Menschen Neuland und der Nutzen einer solchen Prozedur oft ungewiss, weshalb sich viele davor scheuen. Dabei gibt es diverse Studie, wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungswerte welche für eine Darmsanierung sprechen. So lassen sich diverse Krankheiten bessern aber auch gesunde Menschen profitieren davon.

Darmsanierung bei Reizdarmsyndrom

Reizdarm, eine Diagnose die oft gestellt wird, wenn die Krankheitssymptome keiner anderen, bekannten Krankheit zugeschrieben werden können. Der Patient fühlt sich in seinem Leiden nicht ernst genommen. Im besten Fall wird ihm ein psychosomatisches Leiden unterstellt. So war es früher. Doch auch heute ist das Reizdarmsyndrom eine schwer zu fassende Erkrankung. Das liegt auch daran, dass die möglichen Symptome das komplette Spektrum an bekannten Darmbeschwerden umfasst. Auf der anderen Seite ist das Reizdarmsymptom bei vielen Patienten unterschiedlich ausgeprägt. [1]

Sehr oft klagen die Patienten über Schmerzen in Verbindung mit dem Stuhlgang. Das Gefühl ich muss, kann aber nicht, ist ein sehr häufig geäußertes Empfinden. Wenn der Eindruck einer unvollständigen Darmentleerung besteht, führt das zu einer zusätzlichen Belastung.

Studien zeigen dass Stress bei einer funktionellen Störung, wie dem Reizdarmsyndrom eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Forscher haben nachgewiesen, dass nicht nur bei antigenen Reizen, wie Allergenen oder Krankheitserregern, Botenstoffe in den Darm abgeben werden. Auch in Stresssituationen laufen diese Mechanismen ab und können zu unterschiedlichsten Beschwerden des Verdauungstraktes führen.[2]

Viele Patienten berichten, dass ihre Beschwerden durch individuell unterschiedliche Lebensmittel getriggert werden. Eine besondere Rolle scheinen da die sogenannten FODMAPS zu spielen. Es handelt sich hier um bestimmte Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker sowie mehrwertige Alkohole oder auch Gluten, dem Klebereiweis im Weizen. Bei Reizdarmpatienten können diese Substanzen nur unvollständig im Dünndarm abgebaut werden, womit die Aufgabe dem Dickdarm zugeschustert wird. Der wiederum ist damit überfordert und es kommt bei den Patienten zu den, für das Reizdarmsyndrom typischen Beschwerdebildern.

Stuhluntersuchungen von Reizdarmpatienten haben eine geringere Diversität der Darmflora im Vergleich zu gesunden Probanden gezeigt. Gleichzeitig konnten Bakterienspezies nachgewiesen werden, welche an dieser Stelle im Darm nicht hingehören. [3]

Die Behandlung des Reizdarmsyndroms ist vor allem symptomorientiert. Ein Allheilmittel wird es schon aufgrund der vielfältigen Krankheitsbilder nicht geben. Ein probates Mittel die Symptome zu mildern und vielleicht auch in den Griff zu bekommen ist die Gabe von Probiotika. [4]

Vor einer solchen Behandlung wäre es jedoch sinnvoll mit einem Naturheilpraktiker oder einem Arzt mit entsprechender Ausbildung über eine Darmsanierung zu sprechen. Den Einsatz von Antibiotika beim Reizdarmsyndrom, wie er bisweilen diskutiert wird, halte ich für nicht zielführend. Es wäre dann zusätzlich eine Verschiebung des Gleichgewichts der Darmflora zu erwarten. Eine lege artis durchgeführte Darmsanierung unter fachlicher Betreuung wird am ehesten zu einer Verbesserung der Gesundheitslage führen.

Der Darm und Autoimmunkrankheiten

Ein einwandfrei funktionierendes Abwehrsystem ist ein wesentliches Überlebensmerkmal. Einerseits muss unser körpereigenes Verteidigungssystem in der Lage sein, Fremdkörper wie Bakterien, Viren und Gifte, zu eliminieren. Ebenso wichtig ist die Toleranz des Immunsystems gegenüber dem eigenem Organismus und gleichwohl der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Alles klingt so einfach. Das Immunsystem könnte doch einfach nur Eigenstrukturen erkennen und körperfremde bekämpfen. Was aber mit den Organismen, die zwar an sich körperfremd sind, aber gern gesehen zur Untermiete wohnen. Schon in den ersten Lebensjahren muss also eine sogenannte Immuntoleranz gegenüber diesen kleinen Mitbewohnern erworben werden. Ein Balanceakt zwischen Akzeptanz und Beseitigung. Eine Fehleinschätzung führt da schnell zu schwerwiegenden Erkrankungen, wie Autoimmunität, chronisch entzündlichen Erkrankungen oder Allergien. [5]

Fragt man nach den Ursachen für dieses masochistische Verhalten unseres Körpers, stößt man auf die bekannte Trias von genetischer Disposition, Ernährung und Umweltfaktoren. Bei einer genaueren Betrachtung des Zeitpunktes einer Erstdiagnose von Autoimmunerkrankungen oder dem Auftreten von schweren Schüben ist eines sehr auffällig.  Es handelt sich hier signifikant häufig um Menschen in außergewöhnlichen Stresssituationen. Stress verändert die innere Einstellung zu sich selbst. „Ich kenne mich selbst nicht mehr“ genauso mag es deinem Immunsystem ergehen, wenn es von chronischem Stress geplagt ist.

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Stress kann ursächlich für eine Autoimmunisierung gesehen werden. Er wird durch unterschiedlichste Faktoren, den Stressoren ausgelöst und bewirkt Reaktionen, welche den Körper in die Lage versetzen sich dieser Situation anzupassen. Aber auch Entzündungen wirken auf den Körper wie Stress. Die Natur hat Entzündungsvorgänge als Reparaturmechanismus vorgesehen. Ein Schaden muss behoben werden. Ob das eine äußere Wunde oder das Eindringen eines krankmachenden Keims ist. Eine Entzündung ist ein gleichermaßen effizienter wie komplexer Vorgang. Führen Entzündungen nicht kurzfristig zur Beseitigung dieser Wunde, kann es zu einem chronischen Prozess führen. Der Stoffwechsel gerät aus dem Gleichgewicht und es kann zur Bildung von Auto-Antikörpern kommen. Fatal ist, dass Immunzellen, die unsere körpereigene Abwehr vor Fehleinschätzungen schützen sollen, ihre Funktion einbüßen. [6] Unser Darm, als das größte Immunsystem in unserem Körper spielt bei diesem Vorgang eine entscheidende Rolle.

In den letzten Jahren wurde man auf das Phänomen der molekularen Mimikry und dem Leaky Gut Syndrom aufmerksam. Bei einem gestörten Gleichgewicht unserer Darmflora können Krankheitserreger vermehrt im Darm auftreten. Außerdem können Eiweiße durch das angeschlagene Mikrobiom nur unvollständig verdaut werden. Viren, Bakterien aber auch unverdaute Eiweiße können sich verkleiden und teilweise die Gestalt körpereigener Zellen annehmen. Das wird als molekulares Mimikry bezeichnet.

Durch das Vorhandensein eines Leaky Gut gelangen diese verkleideten Substanzen bisweilen in den Körper. Das Immunsystem muss reagieren. Es bildet nicht nur Antikörper gegen das fremde Protein, sondern eben auch gegen körpereigene Stoffe. So geht man davon aus, dass maßgeblich Viren und Bakterien auf diese Weise an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen beteiligt sind. Das am besten bekannte Eiweiß in diesem Zusammenhang dürfte wohl das Gluten sein. [7]

Und wieder ist es das Immunsystem, welches ausschlaggebend bei der Entstehung von Krankheiten bezeichnet werden darf. Und wieder ist es unser Verdauungssystem, das zeigt, welchen Einfluss unsere Darmflora auf unsere Abwehrlage hat. Abermals zeigt es sich, wie wichtig die Balance zwischen den schützenden und den schlechten Bakterien unseres Mikrobioms ist.

Eine Darmsanierung kann auf Entzündungsprozesse einwirken, sodass diese rasch zu einer Heilung führen. Dies kann durch Eliminierung krank machender Substanzen wie Bakterien oder Viren geschehen. Auch ist die Darmsanierung imstande durch eine aktive Unterstützung beim Aufbau einer gesunden Darmflora, jene Bakterien zuzuführen, welche die schützenden Prozesse am Laufen halten. Dies wird letztlich zur Aufrechterhaltung der Selbsttoleranz führen.

Bei Autoimmunerkrankungen des Darms, wie Morbus Crohn oder anderen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kann es zu Fisteln, Stenosen mit Darmverschluss oder Abszessen kommen. Vor einer Darmsanierung sollte deshalb im Vorfeld unbedingt ein Naturheilpraktiker oder ein Arzt mit naturheilpraktischer Ausbildung konsultiert werden.

Darmsanierung bei Burn-out

Burn-out hat sich zu einer ernst zu nehmenden Volkskrankheit entwickelt. Genau wie das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) ist es in der Liste der anerkannten Krankheiten aufgeführt. Aufgrund der Vielfalt bekannter Symptome muss von jedem Patienten eine ausführliche Anamnese erstellt werden. Obgleich es Gemeinsamkeiten gibt, muss man wissen, dass es sich beim Burn-out um psychisch gesteuerte Krankheitszeichen handelt. Beim CFS hingegen liegt eine organische Störung vor. Das zeigt sich in einem angeschlagenen Immunsystem. Entzündungen, sowie geschwollene Lymphknoten sind ein Indiz hierfür. [8]

Patienten mit Reizdarmsyndrom oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden häufig auch an depressiven Verstimmungen. Die Darm-Hirn-Achse funktioniert bekanntermaßen in beide Richtungen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Vorgänge im Gehirn auf das Immunsystem auswirken. Der Darm stellt bei diesen Geschehnissen sozusagen den Mediator. Das Immunsystem ist somit an der Gestaltung unserer Darmflora beteiligt. Umgekehrt sind Mikroben aus unserem Mikrobiom mit verantwortlich an der Bildung von Neurotransmittern und Stoffwechselprodukten. Diese Substanzen sind letztlich die Botenstoffe im Gehirn, welche unter anderem eine entscheidende Rolle bei der Signalübertragung spielen.

Tierversuche können genau diesen Gedanken belegen. Die Darmflora hat einen, vor allem in der Schulmedizin lange Zeit nicht beachteten Einfluss auf die Gemütslage. Die Forscher haben Mäusen mit keimfreiem Darm die Darmflora von ängstlichen Mäusen verabreicht. So wurden aus den „normalen“ Mäusen, „Angstmäuse“. [9]

Es liegt also nahe, sich Gedanken um einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Burn-out und unserem Verdauungssystem zu machen.

  1. Autor: S. Jossé/M.Raithel, in: mein-allergie-portal.com Stand 08.03.2019
  2. Brain-Gut-Achse: Stress und seine Wirkung auf den Verdauungstrakt Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen 2009; 7 (3): 12-15
  3. Reizdarmsyndrom, Mikrobiom, Mikrobiota? Welche Rolle spielt die Darmflora? Dr. Friedhelm Mühleib in: https://www.mein-allergie-portal.com/darmflora-mikrobiom/1046-reizdarmsyndrom-mikrobiom-mikrobiota-welche-rolle-spielt-die-darmflora.html, Stand 08.03.2019
  4. Layer et al. 2011, in: http://www.dgvs.de/media/Leitlinie_Reizdarm_2011.pdf Stand 08.03.2019
  5. (16) Autoimmunerkrankungen Ursachen im Überblick Von Martin Auerswald, M.Sc. April 2018 in: https://autoimmunportal.de/autoimmunerkrankungen-ursachen/ Stand 08.03.2019
  6. Immune tolerance induction in the gut Autoren Izcue, Ana aus: Forschungsbericht (importiert) 2012 – Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik
  7. Deodhar, S. D. (1992): Autoimmune diseases: overview and current concepts of pathogenesis. In: Clinical biochemistry 25 (3), S. 181–185.
  8. Burn-out, Erschöpfung und der Darm – Ist CFS eine Störung des Mikrobiom?
  9. In: https://das-gesundheitsplus.de/Burn-out-erschoepfung-und-der-darm-cfs-und-das-mikrobiom/ Stand 08.03.2019

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